Antifaschistische Jugend Freiburg

Redebeitrag zum CSD

Wir sind die Antifaschistische Jugend Freiburg und möchten heute erklären “ Warum LGBTQ+ und Antifaschismus nicht zu trennen sind.“
Wir stehen vermummt hier aus Selbstschutz, da es immer wieder Angriffe auf Antifaschist*Innen von Rechten und/oder polizeilichen Repressionen gibt.
 
„In a racist society it is not enough to be non racist, you  have to be antiracist“
„In einer rassistischen Gesellschaft reicht es nicht aus „nicht rassistisch“ zu sein , wir müssen antirassistisch sein.“
– Angela Y. Davis
 
Wie bei Rassismus reicht es bei Homofeindlichkeit, Transfeindlichkeit und Ähnlichem nicht aus, Betroffene zu tolerieren und oder zu akzeptieren, wir müssen aktiv gegen jegliche Diskriminierung vorgehen.
Der erste Schritt ist, zu erkennen, dass es eine sowohl gesellschaftliche als auch systematische Unterdrückung der Queer Community gibt.
Diese reicht von der leicht hingesagten Bezeichnung „Schwuchtel“ bis zur gezwungenen Selbstindentifikation am Arbeitsplatz. Für außenstehende Personen mögen das nur harmlose Kleinigkeiten sein, doch oft können sie Auswirkungen nicht sehen, die solche täglichen „Kleinigkeiten“ auf einen betroffenen Menschen haben. Schnell dahin Gesagt, kurz gelacht und schon wieder vergessen, so schleichen sich diskriminierende Aussagen in viele Gespräche sozialer Gruppen ein. Vergessen jedoch nicht von der betroffenen Person.
Spricht Mensch sich dagegen aus kommt oft nur die Antwort „Es ist ja nur Satire oder schwarzer Humor.“ Auch wenn die Personen ihre Aussagen nicht immer ernst meinen, richtet diese Diskriminierung trotzdem eindeutige Schäden an. Wiederum ernst gemeinte Aussagen werden damit legitimiert und können von Pseudosatire nicht getrennt werden.
Betrachten wir dieses Problem intersektionell, wird klar, dass es im Grunde auf jede Minderheit zutrifft. Und es gilt: die Diskriminierung der LGBTQ+ Community kommt oft von denselben Personen, die sowohl Rassistisch, Sexistisch als auch Antisemitisch handeln.Das haben wir in den letzten Monaten bei der Bewegung der Corona Leugner*Innen gesehen, wo offen rechte Sprüche zu finden sind. Wie zum Beispiel in Freiburg, wo der holocaustrelativierende Satz „Impfen macht frei“ in der Schrift des Eingangsschildes von Auschwitz auf einem Plakat zu sehen war. Unter den Teilnehmer*Innen und Organisator*Innen dieser Bewegung befinden sich auch bekannte rechte Personen und Gruppen wie Robert Hagermann, Mitglied der Freiburger AfD, oder die City Kobras, ein rechter Motorrad Club, der durch seine Verbindung zu den Hells Angels auffällig geworden ist.
Aber auch Queerfeindlichkeit wird unter Coronaleugner*Innen immer wieder offen dargestellt, wie zum Beispiel vor ein Paar Wochen in Wien bei den Querdenkern: Mit den Worten „Ich werde keine Kinderschänder akzeptieren und ihr seid kein Teil der Gesellschaft“ wurde die Regenbogenflagge zerissen, während das Publikum laut grölte.Allgemein erfahren wir gerade in ganz Europa und darüber hinaus einen Rechtsruck. In Deutschland die immer stärker werdende AfD, in der Türkei  ein diktatorisches Regime, am Mittelmeer wo Menschen nicht auf das Festland gelassen werden und entweder im Meer ertrinken oder über Monate in Massenlagern verenden und in Polen, wo es seit wenigen Monaten sogenannte „queer freie Zonen“ gibt. Mittlerweile haben sich etwa ein Drittel der polnischen Stätte als solche ausgesprochen. Gleichgeschlechtlich gelesene Pärchen müssen sich auf der Straße fürchten jederzeit von Passant*Innen verbal oder körperlich angegangen zu werden. Die Mächte dahinter sind faschistische. Und die Kämpfe gegen diese müssen zusammenhalten. Die Leute die diese Hass geprägten Zonen in Polen durchsetzen wollen sind dieselben Menschen die sich weigern geflüchtete Menschen aufzunehmen, es sind dieselben Menschen die eine Pandemie ausnutzen um rechte Propaganda  zu verbreiten und es sind die selben Menschen die aus Geiz und Gier die Zerstörung unseres Planeten leugnen. Unsere Kämpfe sind intersectional und mindestens durch gemeinsame Feinde nicht voneinander zu trennen

Und deshalb sagen wir: CSD ist Antifaschistisch!

Und das ist nicht nur unsere Meinung: Der Freiburger CSD bekennt sich von Anfang an klar und deutlich gegen Faschismus, Rechtsradikalismus, Nationalismus und gegen alle anderen antiemanzipatorischen Kräfte. Deswegen war der Freiburger CSD in den vergangen Jahren immer wieder Shitstorms ausgesetzt. Es gab Kommentare wie „er ist von der Antifa unterwandert und sollte vom Verfassungsschutz überwacht werden“ und “ ich bin schwul und rechts und fühle mich nicht repräsentiert.“
Dabei liegen die Wurzeln unserer alljährlichen Pridefeierlichkeit im Aufbegehren von Menschen in der NewYorker Christopher Street 1969, wo es gewalttätige Angriffe von Rechten, insbesondere der New Yorker Polizei, an trans-homosexuellen Zielpersonen gab. Von Misshandlungen und Willkür waren besonders Personen Afroamerikanischer und Lateinamerikanischer Herkunft betroffen.
Die daraus entstandene Bewegung ist von Anbeginn und weiterhin Antifaschistisch!
Wenn du dich aus diesen Gründen vom CSD nicht repräsentiert fühlst, ist das auch gut so.

Siamo tutti Antifascisti