Antifaschistische Jugend Freiburg

Ein queer*-feministischer Auftakt

Der Gedanke, dass Feminismus heutzutage bei „uns“ nicht mehr so eine große Rolle spiele, ist weit verbreitet. Frauen hätten ja bereits eine gleichberechtigte Rolle, was gibt es denn noch?
Das mag mittlerweile vielleicht rein gesetzlich, zumindest in Deutschland, der Fall sein. Aber in der Realität sieht unser Alltag anders aus: Frauen* werden belächelt, sexuell belästigt und die gesellschaftliche Erwartung, den engen Rollenbildern zu entsprechen, ist einschränkend und diskriminierend, besonders Menschen gegenüber, die aus welchen Gründen auch immer nicht in diese Norm passen.

Die Tatsache, dass Frauen* darüber nachdenken müssen, was sie anziehen, um als gleichwertig wahrgenommen zu werden, ist so absurd und doch alltäglich. Wir leben in einem ständigen Widerspruch zwischen „sexy und prüde“, zwischen „ungepflegt und nuttig“, zwischen „Hure und Heilige“. Immer ist etwas falsch.

Auch weiblich gelesene Menschen in traditionell männerdominierten Bereichen ganz besonders hervorzuheben, um ach so tolerant zu sein, ist kritisch. Zwar ist der Hintergrund vielleicht „wir sind für Gleichberechtigung, wir tolerieren eine Frau* bei uns“ aber so wird unbewusst eine Frau* als etwas Außergewöhnliches und somit Unnormales in diesem Posten gekennzeichnet.

So was passiert unbewusst andauernd, vor allem in Bereichen der körperlichen Arbeit und das selbst in in linkspolitischen oder vermeintlich gleichberechtigten Umgebungen. Es kommt immer wieder zu Sätzen wie „Ich brauche hier mal eben zwei starke Jungs/Männer!“ oder „Sicher, dass dir das nicht zu schwer ist? Mach dir mal deinen Rücken nicht kaputt!“. Vielleicht nett gemeint, aber dadurch wird das Gefühl vermittelt, nicht mithalten zu können, wenn mensch sich nicht mit besonderer Stärke zu behaupten weiß. Im körperlichen Bereich ist das vielleicht noch irgendwie biologisch zu begründen, aber im Intellektuellen völliger Schwachsinn. Und trotzdem wird ein Mädchen, die als Einzige Physik Leistungskurs gewählt hat oder Ingenieurwissenschaften studiert, auf die selbe Art und Weise auf die Probe gestellt und ihre Kompetenz konstant angezweifelt.

Doch die Differenzierung zwischen Sexismus und Alltag wird immer schwieriger. Was früher die Worte „geh zurück in die Küche, Weib“ waren, sind heute halb ernstgemeinte Sprüche wie „die Frauen und das Einparken“ oder „Männer weinen nicht“. Der Kampf ist derselbe, doch es ist komplizierter geworden zwischen Witzen und Diskriminierung, zwischen Manipulation und Selbstbestimmung, ja zwischen Komplimenten und Belästigungen zu unterscheiden. Sprechen wir heute einen Menschen auf sexistisches Verhalten an, war dies im Nachhinein doch nur ein „Scherz“ und sowieso nicht so gemeint. Und ob wir denn keinen Spaß verstehen würden.

Deshalb wollen wir hiermit eine queer*feministische Textreihe beginnen, in der wir informieren, uns mit verschiedenen Themen auseinandersetzen, unsere Gedanken teilen und zum Handeln aufrufen wollen.

GoFeminism!