Rostock-Lichtenhagen – Erinnern heißt Kämpfen!
Vom 22. bis zum 26. August 1992 (vor 28 Jahren) fanden in Rostock-Lichtenhagen die größten rassistischen Angriffe in Deutschland seit dem zweiten Weltkrieg statt.
Am Abend des 22. August 1992 versammelten sich bis zu 2000 Menschen vor dem sogenannten Sonnenblumenhaus, in dem sich die Zentrale Aufnahmestelle für Asylbewerber*innen befand und 200 Vietnames*innen wohnten. Bereits an diesem Abend kam es zu schweren Angriffen auf das Haus und dessen Bewohner*innen. Molotowcocktails und Steine flogen auf das Haus, Parolen wie „Sieg-Heil“ oder „Deutschland den Deutschen“ wurden skandiert während tausende Menschen klatschten.
Das Ganze schaukelte sich über vier Tage hoch und fand seinen Höhepunkt am 24. August, als die ersten zwei Etagen des Hauses, indem sich noch Menschen befanden, brannten. Erst ab dem Zeitpunkt ging die Polizei offensiv gegen die rechten Ausschreitungen vor.
Dieser Pogrom, Ausdruck ungehemmter Menschenverachtung, vor den meist passiven Augen des Staates, war der Höhepunkt vieler rassistischer Angriffe in der Zeit direkt nach der Wende. Repräsentativ dafür, dass Wut und Enttäuschung über das Versagen des Staates (in dem Fall die BRD), schnell auf leicht zu findende Sündenböcke projiziert wird.
Wir mussten seit 2015 beobachten, dass sich eine ähnliche Stimmung in Deutschland etabliert hat. Seit dem Anfang der sogenannten „Flüchtlingskrise“ wird Rassismus wieder salonfähiger gemacht. Menschen, die sich zurecht vom kapitalistischen System und dem Staat vernachlässigt fühlen, wenden ihre Frustration blind gegen andere Opfer eben desselben Systems: Geflüchtete, die von ihrer Heimat wegen Krieg, Ausbeutung, Hunger und sonstigen Folgen des neokolonialen, globalen Kapitalismus, fliehen mussten.
Wir dürfen uns nicht spalten lassen, wir dürfen unsere Menschlichkeit nicht verlieren. Wir müssen gemeinsam zur Erkenntnis kommen, dass wir alle unter demselben System leiden, anstatt uns von rassistischen „Antworten“ verführen zu lassen.
Erinnern heißt Kämpfen!
Der genauere Ablauf und die Hintergründe des Pogroms findet ihr hier.