Antifaschistische Jugend Freiburg

Raus zum revolutionären 1. Mai – auch zu Krisenzeiten

Kommt zur revolutionären Raddemo zum 1. Mai! Startpunkt: Stadtgarten um 19:30 Uhr! Kommt vermummt und haltet Abstand!

 

Der 1. Mai ist der wohl wichtigste Tag der Arbeiter*innenbewegung. Seine Ursprünge reichen bis ins 19. Jahrhundert und heutzutage ist er in vielen Ländern als Kampftag ebenso wie als Feiertag angesehen.
Der Anfang kommt aus den USA. Dort wurde im Jahr 1886 von Handels- und Arbeitergewerkschaften zum mehrtägigen Generalstreik ab dem 1. Mai aufgerufen, um gegen die schlechten

Arbeitsbedingungen und insbesondere für einen Achtstundentag anstelle von 12 Stunden zu protestieren. Ihre Inspiration hatten diese Proteste im großen Generalstreik australischer Arbeiter*innen am 1. Mai im Jahr zuvor, deren Hauptforderung ebenfalls der Achtstundentag war. Das Datum wurde in beiden Fällen nicht zufällig gewählt, da am 1. Mai traditionellerweise „Moving Day“ war, was bedeutete, dass an diesem Tag alte Arbeitsverträge ausliefen und neue geschlossen wurden. Oftmals kam es deswegen auch zu Ortswechseln.
Am 1. Mai 1886 beteiligten sich 400.000 Arbeiter*innen aus 11.00 Betrieben über die ganzen USA verteilt an den Protesten. Auch in Chicago gab es zahlreiche Teilnehmer*innen. Der Versammlungspunkt für sie war der Haymarket Square, auf dem es am 3. Streiktag (3. Mai) zu einer Auseinandersetzung zwischen Demonstrant*innen und der Polizei kam. Infolge dieser Ausschreitungen und bei der Kundgebung am nächsten Tag kamen 7 Polizisten und schätzungsweiße dreimal so viele Demonstrant*innen ums Leben, ca. 200 Menschen wurden teils schwer verletzt.
Die acht Anarchisten, die die Kundgebung angemeldet hatten, wurden als verantwortlich für die Ausschreitungen erklärt und festgenommen. Vier von ihnen wurden hingerichtet, ein fünfter beging in seiner Zelle Suizid. Die übrigen wurden zu jeweils 15 Jahren Zuchthaus verurteilt, allerdings wurden sie nach sechs Jahren begnadigt. Diese Ereignisse gingen als „Haymarket Affair“ in die Geschichte ein.

Auch im Jahr 1889 gab es wieder Kundgebungen am 1. Mai, die als Gedenken angesetzt waren und den Tag zum „Kampftag der Arbeiterbewegung“ erklärten. Diesmal mit Erfolg, denn knapp ein Jahr später wurde in den USA der Achtstundentag für alle Arbeiter*innen eingeführt.
Wenige Tage nach der Begehung des 1. Mai 1889, beim Gründungskongress der Zweiten Internationale wurde zum Gedenken an die Opfer des Haymarket Riot der 1. Mai auch in Europa als „Kampftag der Arbeiterbewegung“ ausgerufen. Im Jahr darauf wurde zum ersten Mal dieser „Protest- und Gedenktag“ mit Massenstreiks und Massendemonstrationen über die ganze Welt verteilt begangen, auch im Hinblick auf die erfolgreiche us-amerikanische Arbeiter*innenbewegung. Allein in Deutschland beteiligten sich in diesem Jahr rund 100.000 Arbeiter*innen an den Protesten, trotz der Sozialistengesetze. Die größten Streiks und Proteste gab es in Hamburg mit bis zu 20.000 Teilnehmer*innen und einer Dauer bis zum Sommer- leider jedoch ohne Erfolg.
In den darauffolgenden Jahren setzte sich insbesondere die SPD dafür ein den 1. Mai als Feiertag zu etablieren, was ihnen 1919 dann auch gelang, wenn auch nur für ein Jahr.
Der 1. Mai wurde erst wieder im Nationalsozialismus aufgegriffen und für faschistische Zwecke missbraucht: Er wurde nun „Tag der nationalen Arbeit“ genannt und sein eigentlicher Sinn wurde durch den Abbau der Gewerkschaften verdreht. Später, nach dem 2. Weltkrieg, wurde der 1. Mai endgültig als Feier- und Kampftag etabliert, in Ost sowie West.

Auch heute noch hat der Tag der Arbeit eine wichtige Bedeutung im Kampf für eine freie Gesellschaft. Nicht nur ist es der internationale Kampftag der Arbeiter*innenklasse und aller von kapitalistischen Systemen ausgebeuteten und unterdrückten Menschen, sondern auch ein geschichtlich bedeutender Tag mit großem revolutionären Wert, der nicht vergessen werden darf!
Es ist ein Tag des gemeinsamen Handelns gegen die unterdrückenden Mächte, welche die Wirtschaft in den Mittelpunkt jeglichen Geschehens stellen und eine profitorientierte Gesellschaft kreiert. Vor allem in den jetzigen Zeiten der COVID-19-Pandemie wird wieder deutlich, wie Profite über Menschenleben gestellt werden. Dies zeigt sich besonders darin, dass für das alltägliche Leben nicht nötige Betriebe weiterhin am Laufen gehalten werden und Menschen einer hohen vermeidbaren Ansteckungsgefahr ausgesetzt werden, während die Menschen in überfüllten Flüchtlingslagern auf den griechischen Inseln und auch in Erstaufnahmeeinrichtungen hier auf engstem Raum ohne ausreichend Essen, Wasser und medizinischer Versorgung sich selbst überlassen werden. Die Wirtschaft wieder anzukurbeln hat in den Augen der meisten (nicht nur) europäischen Staaten zurzeit höchste Priorität, die Gesundheit muss hinten anstehen, ganz zu schweigen von Solidartät oder sonstigen humanen Ideen. Während Großkonzerne wie Amazon innerhalb kürzester Zeit Milliarden dazuverdienen und somit von der aktuellen Krise profitieren, verlieren viele Arbeiter*innen ihre Jobs und bleiben auf Kosten wie Miete etc. sitzen, ohne mit irgendeiner Form von Unterstützung durch den Staat rechnen zu können. Der ausbeuterische Charakter des Systems gibt sich ebenfalls besonders im über Jahrzehnte kaputtgesparten Gesundheitswesen zu erkennen, wo Pflegekräften mit einem sowieso schon geringen Lohn die Arbeitszeiten ohne bessere Bezahlung verlängert werden und trotz des überdurchschnittlichen Infektionsrisikos von Gefahrenzulagen keine Spur zu sehen ist. Sowohl Staat als auch Bevölkerung wiegen sich in der Hinsicht in einer Hype bedingten Scheinheiligkeit und heuchlerischer Dankbarkeit. Wir alle müssen dafür sorgen, dass soziale Berufe nicht nur entsprechend entlohnt, sondern auch nach Corona die Anerkennung bekommen, die sie aufrichtig verdienen! Es darf nicht bei Applaus vom Balkon und scheinheiligen „Danke“-Werbekampagnen von ebenso ausbeuterischen Konzernen bleiben. Auf Worte müssen Taten folgen: Es gilt auch jene zu bekämpfen, welche die Dreistigkeit besitzen, aus dem Elend der Menschen Profit zu schlagen. Nicht nur Großkonzerne wie Amazon sind hiermit gemeint, dieser Satz richtet sich auch an alle Staaten, welche es sich zurzeit einfach machen uns zu überwachen, unsere Freiheitsrechte einzuschränken und dies mit Hilfe des Virus zu legitimieren.

1886 kämpften Arbeiter*innen erstmals für ihre Rechte und bessere Arbeitsbedingungen. Auch wenn sich seitdem zugegebenermaßen vieles verändert hat, die aktuelle Situation zeigt einmal mehr, wie weit unser Weg zu einer befreiten Gesellschaft noch ist und dass der Kampf gegen Unterdrückung und Ungerechtigkeit weiterhin unsere Pflicht bleibt. An diesem 1. Mai liegt es an uns dafür zu sorgen, dass wir nach der Krise unsere Freiheitsrechte voll und ganz zurückerlangen und diese für die Zukunft revolutionieren.

Für eine solidarische Gesellschaft!

 

Kommt zur revolutionären Raddemo zum 1. Mai! Startpunkt: Stadtgarten um 19:30 Uhr! Kommt vermummt und haltet Abstand!